Belgischer Investor will an mehrere Nutzer vermieten. Bauantrag für Parkplatz liegt vor
Holger Wetzel
Erfurt Eine weitere große Logistikhalle entsteht im Erfurter Güterverkehrszentrum (GVZ). Die Halle ist so groß wie vier Fußballfelder und beim Vorbeifahren auf der B7 hinter dem Redcoon-Standort zu erkennen. 30 Lkw-Beladestationen allein nach Süden weisen darauf hin, dass die geplante Nutzung hauptsächlich logistischer Art sein wird.
Die tatsächlichen Nutzer stehen allerdings noch nicht endgültig fest. Bauherr ist die VGP-Gruppe, wie eine Sprecherin im Auftrag der Gruppe bestätigt. Dabei handelt es sich um einen Entwickler, Betreiber und Eigentümer von Logistik- und Gewerbeimmobilien mit Hauptsitz in Antwerpen (Belgien).
Wie die Sprecherin betont, wird das Grundstück nicht für den späteren Weiterverkauf entwickelt, sondern ist für die eigene langfristige Betreibung vorgesehen. Vorbesitzer des Grundstücks war nach Informationen unserer Zeitung nicht die Stadt, sondern ein bereits im GVZ ansässiges Unternehmen.
Dem Vernehmen nach ist für die Nutzung der neuen Halle ein Modell mit mehreren Mietern vorgesehen, wie es bereits an anderen VGP-Standorten in Europa erfolgreich betrieben wird. Das Geschäftsmodell kommt den zunehmend flexiblen Wünschen von Unternehmen nach Lager- und Logistikkapazitäten entgegen. Tatsächlich weist das Unternehmen auch auf seiner Internetseite für den Erfurter Standort eine verfügbare Fläche von fast 28.000 Quadratmetern und Miet-Mindestgrößen von 3000 Quadratmetern aus.
Für VGP sei die Investition das erste Engagement in Thüringen. Weitere sollen folgen. Zu Mietern an anderen Standorten gehören die Großen der Logistikbranche wie Amazon, Zalando oder DHL.
"Es läuft gut mit dem GVZ" , sagt Wolfgang Jentz, Erfurts Amtsleiter für Wirtschaftsförderung. Die Neuansiedlung passe gut zur Struktur von Erfurts größtem Gewerbegebiet und sei " eine tolle Sache und ein Zukunftskonzept" . " Manchmal ist einem Nutzer eine feste Halle zu groß, manchmal zu klein" , sagt Jentz und lobt die Flexibilität.
Damit ist das GVZ fast gänzlich gefüllt. Zuletzt hatte vor knapp einem Jahr die ABZ Nutzfahrzeuge GmbH aus Jena eine Ansiedlung auf drei Hektar nahe der Nordeinfahrt von Zalando angekündigt. Der Standort soll im Herbst eröffnet werden.
Allerdings wird eine weitere große Logistikhalle das Problem mit dem Verkehr und vor allem mit den parkenden Lkw im GVZ alles andere als entschärfen. Dessen ist sich auch Wolfgang Jentz bewusst. " Das Parken ist ein Problem" , sagt der Amtsleiter. " Aber wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung."
Für einen bewirtschafteten Lkw-Parkplatz, der das wilde Parken und das Müllproblem im GVZ eindämmen soll, liege nun der Bauantrag vor, betätigt Jentz. Bereits zu Jahresbeginn hatte die Stadt verkündet, einen Investor und Betreiber gefunden zu haben. Geplant waren rund 80 Lkw-Stellplätze, Duschen, Toiletten, Zäune und Videoüberwachung, um die Lkw vor Planenschlitzern zu schützen.
Die Stadt sei auch bisher nicht untätig gewesen, sagt Jentz und verweist auf die Stellplätze am alten Baumarkt am Rand des GVZ. Den Trucker-Parkplatz mit Dusche hatte die Stadt inmitten der Corona-Krise geschaffen, ursprünglich, um das Wegbrechen der Autobahn-Rastplätze auszugleichen. Auch das GVZ profitierte von den Stellplätzen, die gut angenommen werden.
"Wir waren deutschlandweit die erste Stadt mit solch einem Angebot" , sagt Jentz. " Sonst ist überhaupt nichts passiert." Ein Anruf beim Bundeswirtschaftsministerium habe sogar ergeben, dass die Mitarbeiter eine entsprechende Forderung ihres Ministers gar nicht mehr präsent hatten.
Allerdings läuft der Mietvertrag der Stadt über den alten Baumarkt im Lauf des Septembers aus. Die Zwischenlösung geht daher ihrem Ende entgegen.
Inwieweit die neue Logistikhalle das Parkplatz-Problem im GVZ verschärfen könnte, steht noch nicht fest. Immerhin: Der Außenbereich des fünf Hektar großen Grundstücks ist noch einmal so groß wie die Halle.